Die Gründung

Vorsfelde war eine planmäßige mittelalterliche Stadtgründung um 1130. Sie erfolgte als östlicher Vorposten in einem Gebiet, in dem vermutlich zeitgleich slawische Wenden in Rundlingen als Siedler angesetzt wurden. Als Ortsgründer kommt das 1179 endende Geschlecht der Pfalzgrafen von Sommerschenburg oder Lothar III., auch bekannt als Lothar von Süpplingenburg, infrage. Vorsfelde wurde als zentraler Ort des Vorsfelder Werders angelegt. Vorläufersiedlung war das Dorf Achtenbüttel, nach der heute eine Straße, der Achtenbüttelweg, in der Nähe der Altstadtschule bzw. B 188 benannt ist.

Erstmals urkundlich erwähnt ist Vorsfelde in einer päpstlichen Bulle als Varesfelt. Papst Lucius II. in Rom bestätigte mit dem Dokument dem Magdeburger Kloster Berge die Besitzrechte an der Siedlung, wie auch an etwa 70 weiteren Orten.

Siedlungslage

Der Ort entstand unmittelbar an der Aller am südlichen Fuße des Vorsfelder Werders, einer 80 km² großen und erhöhten Geestplatte von eiszeitlichem Ursprung. An dieser Stelle war das kilometerbreite Aller-Urstromtal auf etwa 1.500 Meter verengt. Eine seichte Furt ermöglichte seit dem Mittelalter einem Handelsweg das Passieren. Dies war die Verbindung Braunschweig – Salzwedel, die auf der heutigen Helmstedter Straße verlief.
Da Urstromtäler im Mittelalter erhebliche Verkehrshindernisse darstellten, bündelten sich die Handelswege an Engstellen, an denen man das Tal bequem überqueren konnte. Diese Engstellen waren wie im Fall von Vorsfelde, ein bevorzugter Ort für Stadtgründungen und Burganlagen. In der Umgegend war ein Passieren der Talrinne kaum möglich, denn es gab unpassierbare Sumpfniederungen, wie den Barnbruch im Westen und den Drömling im Osten.

Bewohner

Die Bewohner Vorsfeldes waren seit dem Mittelalter überwiegend Ackerbürger, die etwas Vieh und Land besaßen, aber auch Handwerk und Handel ausübten. In Vorsfelde als dem Hauptort für die zeitweise 18 Dörfer auf dem Vorsfelder Werder gab es eine wirtschaftliche Entwicklung. Der Flecken war Verwaltungs-, Gerichts-, Markt- und Kirchenort. Die Bürger traf 1350/51 die Pest und sie litten unter verschiedenen Kriegen, wie dem Lüneburger Erbfolgekrieg 1370-88, der Wolfsburger Fehde 15. Jh. und dem Dreißigjährigen Krieg.

Grundriss

Den Ortsgrundriss mit bereits 125 Häusern zeigt der erste Stadtplan von 1761, der bei der Braunschweigischen Generallandvermessung entstand. Darauf lassen sich die bei der Ortsgründung 60 gleichgroßen Grundstücke und der zentrale Platz der Kirche erkennen. Dieser Aufbau spricht für eine planmäßige Siedlungsanlage und deutet auf eine Anlage als Angerdorf hin.

Aufgebaut ist der Ort nach dem Zwei-Straßen-Prinzip. Ursprünglich gab es nur die Lange Straße und die heutige Amtsstraße, die parallel verliefen und wieder zusammenführten. Unterteilt wurde dieser Stadtkern von der Kattenstraße und der Kirchstraße, der heutigen An der Propstei. Die vier Ortsausgänge hießen Obere Tor, Meintor, Wolfsburger Tor und Dammtor, wobei die Tore wohl aus Fachwerkhäusern mit entsprechenden Schlagbäumen bestanden. Da Vorsfelde Marktort war, gab es mehrere Plätze zur Veranstaltung des Marktes. Kleinvieh und Federvieh sowie Schweine wurden im Schweinewinkel angeboten, einer platzartigen Einbuchtung in der Langen Straße. An der Meinstraße lag der Rossmarkt, auf dem Vieh und Pferde gehandelt wurden.

Die Feuersbrünste von 1604 und 1798 zerstörten zahlreiche, damals noch aus Holz bestehende Wohngebäude. Die ältesten Hauser sind heute das Imkerhaus (1590) in der Amtsstraße, das Oehlmannsche Haus in der Meinstraße (1607) und das Drevenstedtsche Haus in der Kattenstraße (1680). Die meisten heutigen Häuser im historischen Stadtkern entstanden im 18. und 19. Jh. Es sind in der Mehrzahl zweigeschossige Fachwerkbauten, die auf einem steinernen Sockel stehen.